Ein braunes Kostüm

Schon seit sehr langer Zeit plane ich, einen Blazer zu nähen und das von mir favorisierte Schnittmuster findet man in der ersten Burda, die ich je gekauft habe, im Januarheft/2008. Ich habe mich damals in das Kostüm schockverliebt und seitdem geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Es ist dieses hier:

 

 

 


Damals war ich weit davon entfernt, so ein schwieriges Projekt umsetzen zu können, aber nun habe ich mich dran gewagt. Ich mag die Form mit dem Schalkragen gern und auch die Tatsache, dass man den Blazer ohne Bluse tragen kann, gefällt mir sehr gut. Ich habe bald einen großen Kongress maßgeblich zu betreuen, mit Abendprogramm, da ist man mit so einem Kostüm immer richtig angezogen.

 

 

Auch wenn ich eine eifrige Burdanäherin bin, und mir dort alles eigentlich immer gut passt, war hier ein Probeteil angesagt. Einen Kragen und Paspeltaschen habe ich nämlich noch nie genäht.

 

 

Das Probeteil aus alten Bettlacken hat aber erstaunlich gut gepasst. Auf der Puppe sitzt es zugegebenermaßen lockerer als bei mir, aber Änderungen sind nicht notwendig. Ich habe Größe 40 zugeschnitten und auf die Probeärmel verzichtet:

 

Auch die Paspeltaschen waren weniger schwer als erwartet, wohl aber auch, weil diese zwischen der Seiten- und der Prinzessnaht liegen.

 

 

 


Stoffkombination ist der bereits für einen Rock vernähte schwarz-braune Fischgrätstoff mit heute gekauftem Futter. Eigentlich wollte ich ein schwarzes Futter haben, das hat es aber als Veneziafutter nicht gegeben. Ich bin aber ein absoluter Veneziafutterfan, das lässt sich so toll verarbeiten, dass ich mich zu dem Kompromiss bei der Farbe habe hinreißen lassen. Viel kann man auf dem Bild leider nicht erkennen, es wird aber besser, wenn ihr auf das Bild klickt.

 

 

Und ein Nähgadget habe ich auch noch für euch:

 

Auf meiner Einkaufstour durch den Stoffladen und der ständigen Suche nach vernünftigen Alternativen zur Schneiderkreide, bin ich auf den "Chako Liner" von Clover gestoßen. Was für ein geniales Werkzeug! Ich habe das noch nie gesehen, kennt ihr es?

 


Ich hasse die dicken Striche, bei Schneiderkreide, die irgendwann nach dem dritten zugeschnittenen Teil einfach da sind, weil die Kreide sich abnutzt und die Kreidestifte von Prym hören einfach irgenwann auf zu malen, es seid denn man spitzt sie ständig an. 

 

 

Hier habe ich feine dünne Linien aus Kreide, die man aufmalen kann ohne, dass sich der Stoff verzieht. 

 

 

Das Röhrchen ist mir Kreide gefüllt und durch ein Rad gibt es Kreide auf den Stoff ab. Es gibt viele verschiedenen Farben und inzwischen wohl auch eines in Stiftform. Ich hoffe sehr, dass es sich nun nach dem ersten Ausprobieren auch bewähren wird.

 

 

 

 

Der Oberstoff war schnell zugeschnitten und genäht. Aber nun erstmal Schritt für Schritt:
Die Paspeltaschen gingen recht einfach und haben gut geklappt. Auf diesem Bild sieht man den Unterkragen der mir beim Übergang zu den Schulternähten auch einige Mühe gemacht hat.

 

 

 

Hier ist der Oberkragen bereits dran, das hat ein wenig besser geklappt. Beim nächsten Blazer überlege ich, ob es wirklich sinnvoll ist, Unterkragen und Oberkragen mit Einlagen zu bebügeln, der Kragen ist nämlich ganz schön steif.

 

 

Hier sieht man nun den fertigen Oberstoff mit Ärmeln. Ich musste im Rücken und am Vorderteil noch ein wenig Stoff wegnehmen und auch jetzt meine ich, dass auch die Ärmel immer noch zu weit sind. Wahrscheinlich hätte ich doch lieber eine 38 zuschneiden sollen und nur die Taille verbreitern.

 

 

 

Und hier sieth man nun dern fertigen Blazer mit passendem Rock:

 

 

Mein Blazer ist fertig und obwohl er tausend Ecken und Fehler hat, bin ich sowas von glücklich damit. Wer meinen Blog schon länger verfolgt, weiß, dass ich die schmale Silhuette bevorzuge, weit schwingende Röcke und Kleider sind nicht so mein Ding, aber ich liebe Etuikleider und Kostüme.

 


Jetzt habe ich mir zum erstenmal eines genäht und ich bin hin und weg!! Den Rock gibt es schon länger und er ist ein echter "wardrobe builder". Und nun mit dem Blazer habe ich zwei Teile im Kleiderschrank, die zusammen einfach der Hammer sind, die aber auch als Kombiteile ganz perfekt in meinen Alltag passen.

 

Ich hatte auch Probleme, das Futter einzunähen, denn obwohl ich genug Stoff hatte, habe ich es aus unerklärlichen Gründen zu kurz zugeschnitten, den Aufhänger habe ich in der Aufregung schlicht ganz vergessen.  


 

 

 

Es gab bei diesem Projekt viele erste Male, und ich habe viel dazu gelernt. Ich weiß noch, dass ich den Stoff für 10 Euro den Meter vor ganz langer Zeit gekauft habe. Ich habe hier nun also ein kompletttes Kostüm für unter 50 Euro. Ist das nicht einfach sensationell?

 



Schnitt:           Burda 01/2008 Nr. 127
Änderungen:   ich mußte nur ein wenig Stoff an den Prinzessnähten wegnehmen
Stoff:               dunkelbaun/schwarzer Fischgrät Wollmix von Karstadt

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